Literatur im Prozess

Dass Schreiben ein einsames Geschäft ist, kann jeder, der es betreibt, bestätigen. Man durchläuft alle möglichen Stadien und ist stets nur am Anfang. Mein Plan vom Schreiben sieht vor, unabhängig von Bedürfnissen des Markts zu sein und doch einen Weg zu finden, Leser anzusprechen. Techniken zu entdecken, um Menschen beim Lesen eine besondere Zeit ihres Lebens zu schenken und doch eine eigene Bücherwelt zu erschaffen. Scheitern können und geschätzt zu bleiben zugleich.

Oliver Peters, Pseudonym Graf Peters, bei der Lesung "Der Archivar"
Oliver Peters, bei der Lesung „Der Archivar“ Halloween 2015

„Irgendwann habe ich das Schreiben so ernst genommen, dass ich einen Ort gesucht habe, der dafür eine gute Voraussetzung ist. So kam ich nach Sandstedt, dem Dorf an der Weser mit Strand, Hafenblick, einsam und voller überraschender Naturerlebnisse.“


Interview mit Oliver Peters: Was schreibst du?

Die Frage macht mich immer verlegen. Ich schreibe Geschichten, kollagiere sie zu Romanen und überlasse gerne dem Leser die Beantwortung dieser Frage. Ein Text muss dich packen, eine Geschichte will zu Ende erzählt werden. Kein Buch, dass ich gelesen habe, ist in der Art, wie es mich faszinierte, vergleichbar mit anderen. Manchmal ist es eine Figur, dann wieder die Sprache. Auch einmal die Handlung, die ich häufig schnell vergesse. Nicht was ich schreibe ist wichtig, sondern warum. Ich schreibe um zu lernen.

Was bedeutet für Dich freie Autorschaft?

Unabhängig von Verlagen zu sein und eine Arbeit zu haben, mit der man das Geld zum Schreiben verdient, gibt einem die Möglichkeit, am Markt vorbei zu schreiben. So sind für meine Texte ein Genre schwer zu finden. Wenn, dann vielleicht ein altes aus den 20er Jahren: Die fantastische Erzählung.

Dennoch kommt man ohne professionelle Unterstützung nicht aus. Mir fehlt so sehr ein Lektorat und ich würde mich gerne mit meinen Texten professionell beraten lassen. So geht man bei mir das Risiko ein, Tippfehler zu finden oder eine Passage, die krumm ist. »En beten scheef hett Gott leef!«, sagt man an der Küste.

Welches Bild würdest Du verwenden, Literatur zu beschreiben?

Kein exaktes Abbild, vom Material der Oberfläche verzerrt, fleckig und verfärbt. Spiegelt sich die Ronaldi-Kirche in Dortmund in einem modernen Kaufhausgebäude, vollzieht sich eine Veränderung, ja sogar Fragmentierung des Bildes. Ich bleibe ratlos, ob es ein Porträt der Kirche oder des Warenhauses ist. So ist das auch mit Büchern.


Kurzbiografie:

Ich lebe seit 2013 in Sandstedt. Ich promovierte 2000 zum Thema Drogen und Haft, arbeite zurzeit als Landesbediensteter des Landes Bremen und bin freier Autor.